Dass die VR-Bank Alb-Blau-Donau ihren Jahresabschluss im Rahmen eines Pressegesprächs präsentiert, ist Tradition. Der Termin am Dienstag war dennoch eine Premiere: Erstmals stellte Martin Traub als Vorstandsvorsitzender des Kreditinstituts die Zahlen vor, erstmals an der Seite seines neuen Vorstandskollegen Daniel Staiger. Der Diplom-Bankbetriebswirt war zu Jahresbeginn bestellt worden. Er ist bei der VR-Bank Alb-Blau-Donau kein Unbekannter, seit 13 Jahren im Haus beschäftigt. Nun steht er mit Traub an der Spitze.
Was Staiger und Traub berichten können, ist durchaus positiv. Allen schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz ist das betreute Kundenvolumen der VR-Bank Alb-Blau-Donau im vergangenen Jahr abermals gewachsen, erreicht mit 2,175 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Auch beim Kundenanlagevolumen, also dem Geld, das auf Konten liegt, in Bausparverträge fließt oder in Wertpapiere angelegt ist, ging es nach oben. Einzig das Kundenkreditvolumen sank. Nach einem enormen Sprung von 2021 zu 2022 auf mehr als 905 Millionen Euro war die Summe zum Jahresende 2023 wieder leicht rückläufig, pendelte sich bei rund 895 Millionen Euro ein.
Drei Prozent Dividende angepeilt
Grund zur Sorge sieht Staiger darin aber nicht: Das Minus ergebe sich dadurch, dass vor allem im Bereich der Gewerbe- und Unternehmensfinanzierung wenig neue Kredite vergeben wurden, zugleich aber bestehende Verträge oft hohe Tilgungsraten hätten. Im vergangenen Jahr wurde also viel geliehenes Geld zurückgezahlt, aber wenig frisches Geld verliehen. Unter dem Strich muss die Bank ein Minus von 0,7 Prozent bei den Kundenkrediten hinnehmen. Deutliche Zuwächse gibt es hingegen bei den Kundeneinlagen (plus 2,3 Prozent) und beim bilanziellen Eigenkapital, das um rund 5,2 Millionen Euro auf nunmehr 108 Millionen Euro anwächst (plus 5,1 Prozent).
Mehr noch: Auch die Bilanzsumme verzeichnet ein Wachstum von 2 Prozent, steigt um gut 20 Millionen Euro auf 1,06 Milliarden Euro an. Eine Entwicklung „gegen den Markt“, wie Martin Traub betont: Bei vielen anderen Banken seien die Kundeneinlagen angesichts der Inflation zurückgegangen. Unter dem Strich steht ein Jahresüberschuss von rund 1,31 Millionen Euro (Vorjahr: 1,25 Millionen). Bei der Generalversammlung im Herbst will die Bank ihren Mitgliedern denn auch eine Dividende von 3 Prozent vorschlagen (Vorjahr: 2 Prozent).
Und noch eine positive Nachricht hatten Traub und Staiger: Nachdem die Zinsen lange Zeit nur einen Weg kannten — steil nach oben —, habe die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Juni zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder gesenkt. „Ich sehe da durchaus eine Trendwende“, sagt Traub. Wenngleich er zumindest perspektivisch keine dramatischen Senkungen erwartet. Wer derzeit einen Kredit aufnimmt, bezahlt je nach Laufzeit und Tilgung 3,5 bis 4 Prozent Zinsen.
Auch junge Kunden sollen Mitglieder werden
Zuvor hatte sich der EZB-Leitzins, an dem sich die Geschäftsbanken orientieren, binnen weniger Monate vervierfacht: Im September 2019 lag er bei minus 0,5 Prozent, jetzt bei 4,25 Prozent. Experten rechnen mit einer weiterhin sinkenden Tendenz. Das tut auch Not, denn auch die VR-Bank Alb-Blau-Donau bemerkt beim Wohnungsbau eine spürbare Zurückhaltung. Daniel Staiger spricht beim klassischen Neubau von einem Rückgang von rund 40 Prozent bei den Kredit-Neuverträgen. Immerhin: Da dieser Tage mehr Immobilien auf den Markt kommen, sänken die Preise im Bestand.
Eine Herausforderung für die Genossenschaftsbank bleiben die Mitgliederzahlen. 103 Mitglieder verlor die VR-Bank Alb-Blau-Donau 2023, ein Rückgang von 0,7 Prozent. Dieser sei vor allem demografisch bedingt, sagt Traub: Junge Mitglieder zu gewinnen sei schwierig; jene, die den Genossenschaftsgedanken lebten, seien vor allem Lebensältere. Das will die Bank aber ändern — einerseits mit der gezielten Ansprache junger Kunden, andererseits mit einer Erweiterung des Angebots. So soll Videoberatung schon bald zum Standard gehören und so auch jene erreichen, die wegen Beruf oder Studium nicht mehr in der Region wohnen.
Veränderungen in Filialstruktur waren „der richtige Schritt“
„Wir bedienen alle“, betont Martin Traub. Das zeichne die VR-Bank Alb-Blau-Donau als Genossenschaftsbank aus. Zugleich bringe dieser Anspruch aber auch eine Herausforderung mit sich, unterstrich sein Vorstandskollege Daniel Staiger: Die Bank müsse einer sehr unterschiedlichen Kundenstruktur gerecht werden. Das scheint, aller Kritik infolge der abgebauten Geldautomaten in Kirchen, Arnegg und Seißen sowie von Filialschließungen und reduzierten Öffnungszeiten zum Trotz, zu gelingen. Die Zahl der Girokonten, die die Bank betreut, stieg im vergangenen Jahr um 398 auf gut 32.000 an.
Die Möglichkeit, seit dem Geldautomaten-Abbau in Kirchen bei der örtlichen Bäckerei Geld abzuheben, werde gut angenommen, sagte Traub. Der Bargeldservice, bei dem die Bank nicht mobilen Kunden eine gewünschte Summe persönlich vorbeibringt, werde hingegen lediglich sehr vereinzelt genutzt. „Im Grunde ist genau das eingetreten, was wir erwartet haben“, sagt Traub. Die Anpassung von Filialstruktur und Öffnungszeiten sei „der richtige Schritt“ gewesen.
Apropos Automaten: Nicht erst seit der jüngsten Geldautomaten-Sprengung in Vöhringen hat die VR-Bank Alb-Blau-Donau den besonderen Schutz von Geldautomaten auf dem Schirm. Kreditinstitute setzten dieser Tage vor allem auf Farbsysteme, bei denen Bargeld im Falle einer Sprengung durch Tinte unbrauchbar gemacht wird.
Generalversammlung findet erst im Oktober statt
Am Mittwoch, 16. Oktober, will die VR-Bank Alb-Blau-Donau ihre Generalversammlung in der Ehinger Lindenhalle abhalten. Der Termin ist ungewöhnlich spät — in der Regel steht der Bankvorstand den Mitgliedern der Genossenschaftsbank im Juni oder Juli Rede und Antwort. Dass es heuer Herbst wird, liege aber nicht an der Bank, erklärt der Vorstandsvorsitzende Martin Traub, sondern an dem Prüfungsverband, der ihre Bilanz prüfen muss. Da dieser derzeit mehrere Fusionsbanken begleitet, hätten deren Bilanzen Vorrang; der Verband habe darum gebeten, die Zahlen der VR-Bank Alb-Blau-Donau erst im weiteren Verlauf prüfen zu können. Dem habe man zugestimmt. „Der positive Nebeneffekt ist, dass es bis dahin auch kühler sein wird“, meint Traub.