"Morgen kann kommen“, steht auf den Folien, mit denen die beiden Bank-Vorstände Klaus Hofmann und Martin Traub die Zahlen für das Jahr 2022 präsentieren – dem ersten vollständigen Geschäftsjahr seit der Fusion von Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß und Volksbank Blaubeuren zur neuen VR-Bank Alb-Blau-Donau. Sein Ergebnis fällt mit einem Überschuss von rund 1,25 Millionen Euro (Vorjahr: 1,28 Millionen) überaus positiv aus.
In nahezu allen Kernbereichen wächst die Bank – das einzige Minus, von dem Hofmann und Traub berichten, betrifft die Mitgliederzahlen, wobei zehn Abgänge bei rund 15 700 Mitgliedern kaum ins Gewicht fallen. Die Bilanzsumme, die 2021 erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Marke überschritt, erhöhte sich 2022 um weitere drei Prozent; das betreute Kundenvolumen stieg um 3,9 Prozent auf nunmehr 2,14 Milliarden Euro.
"Eine Bank, die nicht wächst, hat ein Problem."
Klaus Hofmann
Vorstand
Allen wirtschaftlichen Herausforderungen zum Trotz verzeichnet die Bank starke Zuwächse bei den Kundenkrediten – insbesondere im Bereich Wohnungsbau, wo das Plus mit 12,7 Prozent klar zweistellig ausfällt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr Kundenkredite im Gesamtwert von mehr als 670 Millionen Euro vergeben (Vorjahr: rund 610 Millionen), mehr als die Hälfte davon für Wohnungsbau.
Dennoch spürt auch die VR-Bank Alb-Blau-Donau die Folgen von steigenden Bau- und Kreditkosten. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe den Leitzins im vergangenen Jahr in vier Schritten von -0,5 auf 2,0 Prozent angehoben, berichtete Hofmann. Der Diplom-Betriebswirt spricht in diesem Zusammenhang von einem „richtigen Zinsschock von jetzt auf nachher“, der auch für die Genossenschaftsbank eine Herausforderung gewesen sei.
Mehr Beratung, weniger Service
Bauwillige gebe es weiterhin, sagt Traub. Es sei nur schwieriger geworden; der Weg zum Eigenheim erfordere nun in den meisten Fällen mehr Eigenkapital. Zwischenzeitlich liegt der Leitzins bei 3,75 Prozent – und sowohl Hofmann als auch Traub gehen nicht davon aus, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist.
„Eine Bank, die nicht wächst, hat ein Problem“, sagt Vorstand Klaus Hofmann. Damit die VR-Bank Alb-Blau-Donau das auch in Zukunft tut, passt sie ihr Angebot in der Region zum 1. Juli 2023 an. Das hat Folgen. „Der Beratungsbedarf nimmt immer weiter zu“, haben die Vorstände festgestellt. Aus diesem Grund wird die Beratungszeit nach Terminvereinbarung ausgeweitet. Künftig stehen die Kundenberater von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr bereit (bisher bis 18 Uhr).
Im Gegenzug schränkt die VR-Bank Alb-Blau-Donau ihr Serviceangebot ein. „Bereits heute kommen 75 Prozent der Überweisungsaufträge online zu uns“, sagt Traub. Zwei Drittel der Girokonten seien online-fähig, auch bei den Kunden über 60 steige die Zahl derer, die auf Online-Banking setzten. Je nach Geschäftsstelle sollen die Schalter von Juli an aus diesem Grund montags, dienstags und freitags nur mehr von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr besetzt sein, am bisherigen langen Donnerstag endet die Nachmittagsöffnungszeit um 17 Uhr. Mittwochs bleiben die Schalter ganz geschlossen. Das Kunden-Servicecenter, in dem Bankgeschäfte telefonisch abgewickelt werden können, bleibt von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr erreichbar.
Drastisch sind die Veränderungen für Bankkunden in Griesingen und Kirchen, aber auch in Dächingen, Obermarchtal, Öpfingen, Oberdischingen, Ringingen und Pappelau. Die Standorte in Griesingen und Kirchen, bisher an zwei halben Tagen pro Woche geöffnet, verschwinden ganz; auch die Geldautomaten dort werden abgebaut. Es habe an beiden Standorten zu wenige Transaktionen gegeben, berichtet Hofmann. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Bank angesichts der zunehmenden Gefahr von Geldautomaten-Sprengungen in die Sicherheit der Standorte investieren müsste.
Dächingen und Obermarchtal, Öpfingen und Oberdischingen sowie Ringingen und Pappelau sollen in der neuen Filialstruktur von Juli an zu sogenannten Komplementärfilialen werden – künftig werde im Wechsel entweder der eine oder der andere Standort geöffnet sein. Bisher ist jede der Filialen viereinhalb Tage die Woche für ihre Kunden da.
Versammlung mit Anmeldung
Mit Spannung erwarten die Bank-Vorstände die anstehende Generalversammlung am Dienstag, 27. Juni, in der Ehinger Lindenhalle – die erste in Präsenz seit drei Jahren. Rein theoretisch hätte jedes der rund 15 700 Mitglieder der Genossenschaftsbank das Recht, daran teilzunehmen. „Realistisch rechnen wir mit 500 bis 600 Teilnehmern“, sagt Traub. Der Versuch, aus der Generalversammlung eine Vertreterversammlung zu machen, war im vergangenen Jahr gescheitert. Zwar hat eine Mehrheit von 65 Prozent für die Änderung gestimmt. Erforderlich wären aber 75 Prozent gewesen.
„Dieses basisdemokratische Votum müssen wir akzeptieren“, sagt Hofmann. Damit insbesondere der Stehimbiss geplant werden kann, müssen sich Teilnehmer aber anmelden, statt Sitzplätzen mit Tisch ist eine Theaterbestuhlung vorgesehen.
Personelle Veränderungen im Bank-Vorstand
Dass Alfons Seeburger, Vorstand der früheren Volksbank Blaubeuren, ausscheiden würde, war schon bei den Fusionsverhandlungen klar. Dass auch das zweite Blaubeurer Vorstandsmitglied Frank Stegner gehen würde, kam überraschend. Letzterer verließ die Bank zum 31. März dieses Jahres – es habe nach einer hervorragenden Zusammenarbeit im Vorfeld der Fusion unterschiedliche Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung gegeben, sagt Klaus Hofmann.
Der geplante Abschied von Hofmann selbst – er wollte am 1. Juli dieses Jahres mit dann 61 Jahren aus dem Vorstand ausscheiden – sei damit vom Tisch gewesen. „Der Aufsichtsrat ist auf mich zugekommen und ich habe mich nicht verweigert“, sagt er. Vorerst stehen damit Hofmann und Martin Traub an der Spitze der VR-Bank Alb-Blau-Donau. Die Suche nach einem Nachfolger für Hofmann läuft. „Da ist im Moment alles denkbar“, sagt er.