Nach mehr als 40 Jahren im Dienste des genossenschaftlichen Bankwesens ist für Klaus Hofmann, Vorstand der VR Bank Alb-Blau-Donau, am 22. Dezember Schluss. Mit 61 Jahren und fast 20 Jahren im Vorstand geht Hofmann nun in den Ruhestand. Dabei blickt er auf ein turbulentes Berufsleben zurück und freut sich jetzt schon auf eine Zeit voller Reisen, Sport und Konzerte.
Die Vitrinen sind leer, auf dem Schreibtisch sieht es ebenfalls sehr übersichtlich aus. Neben einem Schrank in Klaus Hofmanns Büro in der Bahnhofstraße stehen Metallboxen für den Abtransport bereit. „Bald ist es soweit“, sagt Hofmann, setzt sich hin und beginnt über Fußball zu plaudern. Er selbst hält es mit den Bayern aus München. „Was der VfB Stuttgart aber gerade macht, ist schon richtig gut. Irgendwie schlägt mein Herz auch für den VfB“, sagt Hofmann, um dann über das zu sprechen, wofür sein Herz 40 Jahre lang geschlagen und seine Seele gebrannt hat - das genossenschaftliche Bankenwesen.
Journalist werden
Nach dem Abi 1982 am Ulmer Scholl-Gymnasium musste der junge Klaus Hofmann, wie alle Männer damals, zur Bundeswehr. „Gegen Ende meiner Bundeswehrzeit habe ich überlegt, Germanistik zu studieren, um Journalist zu werden“, sagt Hofmann, um dann aber gleich hinterherzuschießen: „Ich habe mich dann aber quasi für das sichere Brot entschieden und mich bei einer Bank beworben.“ Die damalige Ulmer Volksbank war dann auch der Einstieg für Hofmann in die Welt der Genossenschaftsbanken, die Anfang der 1980er Jahre allein schon aufgrund ihrer Anzahl weitaus vielfältiger gewesen ist, als heute. 480 Bewerber gab es damals auf zwölf Ausbildungsplätze - ein Schlaraffenland, von dem Arbeitgeber jeglicher Couleur heute nur noch träumen können.
„Und zwei davon haben die Möglichkeit eines Dualen Studiums bekommen - und ich war einer davon“, erklärt Hofmann nicht ohne Stolz. 1983 also startete Hofmann sein Studium in Stuttgart - damals war ein Duales Studium weitaus exotischer als heute. 1986 wurde aus dem Bankstudenten Klaus Hofmann dann ein Diplom-Betriebswirt, der bei der Ulmer Volksbank in die Firmenkundenabteilung kam. „Dann wollte ich unbedingt auf die Montabaur-Akademie“, sagt Hofmann.
Denn diese Akademie Deutscher Genossenschaften gibt den Bankern das Rüstzeug, eine Bank leiten zu können, die letztliche Erlaubnis dafür erteilt dann die BaFin. „Das durfte ich dann bei der Ulmer Volksbank nicht machen, weil die Vorstände mir deutlich machten, dass sie keine künftigen Vorstände anderer Banken ausbilden möchten“, so Hofmann. Denn die letzten vier seiner damaligen Kollegen, die Montabaur besucht haben, wanderten als Chefs zu umliegenden Genossenschaftsbanken ab - ein Ziel, das auch der junge Hofmann verfolgte.
Andere Seite der Donau
So wechselte Hofmann die Donau-Seite und heuerte bei der Neu-Ulmer Volksbank an - als Abteilungsleiter des Firmenkundengeschäfts und als Teilnehmer der Montabaur-Akademie. Und im Jahr 2004 tat sich dann in der Region für Klaus Hofmann die Möglichkeit auf, tatsächlich in den Vorstand einer Genossenschaftsbank zu rücken. Er wurde, damals zusammen mit Alfred Mager, Vorstand der Raiba Hochsträß und übernahm einen Job, der „ sich als deutlich herausfordernder entwickelte, als ich ursprünglich angenommen hatte“.
Die Bank war damals aufgrund von falschen Kreditentscheidungen in großen Problemen. „Es war eine extrem schwierige Phase“, betont Hofmann, dessen Aufgabe es als neuer Chef war, die Bank aus „stürmischen Gewässern“ in eine „ruhige See“ zu führen. „Es war eine Zeit mit vielen schlaflosen Nächten. Aber auch eine Zeit, in der ich viel lernen konnte. Wir sind mit der gesamten Mannschaft durch dick und dünn gegangen.“
Nach zwei Jahren dann wurde die Konsolidierung der Bank als „geschafft“ angesehen, wohl wissend, dass dieser Prozess laut Hofmann „an die Substanz“ der Bank gegangen ist. Hofmann und Mager schauten sich nach einer Bank um, die eine ähnliche Strategie verfolgt. Es ging um eine Fusion. „Wir haben Ende 2006 begonnen, mit der Raiba in Ehingen, sprich mit Fritz Lehmann und Alfred Kloker, die ersten Gespräche zu führen. Im Jahr 2008 kam es dann zur Fusion zur Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß“, erinnert sich Hofmann.
Das härteste Jahr
Doch eine ruhige Zeit kam auf Hofmann und seine Mitstreiter nicht zu - ganz im Gegenteil. Denn das Jahr 2008 war zugleich das härteste Jahr in der Geschichte aller Banken - die Finanzkrise schlug mit voller Härte zu. Es war die Zeit, als die damalige Kanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzminister Peer Steinbrück vor die Presse traten und erklärten, dass die Spareinlagen sicher seien.
„In der Branche waren die Zweifel groß, ob diese Aussage zutraf, es herrschte eine große Verunsicherung und die Märkte haben nicht mehr funktioniert“, sagt Hofmann und betont: „Fakt ist, dass die Genossenschaftsbanken und Sparkassen die Wirtschaft damals gerettet haben. Denn die Großbanken waren in der berühmten Kreditklemme.“ Eine Zeit, die Hofmann heute noch als „die gefährlichste Situation für alle Banken“ bezeichnet. „Wir haben damals viele unserer Kunden eben nicht im Stich gelassen - und das spüren wir noch heute“, so Hofmann. Zwar habe die Corona-Pandemie ebenfalls einen Einschnitt bedeutet, aber mit der Finanzkrise von 2008 sei Corona nicht vergleichbar im Bezug auf das Bankenwesen.
Das Thema Zinsen
Dass sich die Welt - und damit auch die VR Bank Alb-Blau-Donau - nun in einer Zeit der multiplen Krisen befindet, ist klar. „Bis vor wenigen Jahren konnten im Rahmen der Niedrigzinsphase sich Menschen Wohneigentum anschaffen, die das in den 1980er oder 1990er Jahren nie gekonnt hätten. Die Eigentumsquote ist rasant gestiegen, so ähnlich wie es nun eben bei den Zinsen wieder der Fall war.“
Aktuell beobachtet Hofmann, dass am Immobilienmarkt die Preise bis zu 30 Prozent fallen, vor allem bei Immobilien ohne energetische Sanierung. Die Preise am Neubau allerdings seien stabil hoch. „Nun wird es für den Otto-normal-Verbraucher schwer, sich Wohneigentum zu leisten. Dazu braucht es nun wieder eine gesunde Eigenkapitalquote von 25 bis 30 Prozent“, sagt Hofmann, der allerdings davon ausgeht, dass die Hypothekenzinsen im zweiten Halbjahr 2024 wieder fallen werden - so eben, wie es schon immer in den vergangenen 40 Jahren seines Berufslebens war. Zinsen steigen, Zinsen fallen.
Ebenfalls ein Teil seines Berufslebens waren Fusionen, ganze drei an der Zahl durfte er in verantwortlicher Position begleiten. Die erste Fusion als Vorstand des übertragenden Instituts Raiffeisenbank Hochsträß zur Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß sowie als aufnehmendes Institut mit der Raiffeisenbank in Dellmensingen im Jahr 2016 und schließlich mit der Volksbank Blaubeuren im Jahr 2021 zur VR-Bank Alb-Blau-Donau. Eine Fusion allerdings - und zwar die mit der Ehinger Donau-Iller Bank - konnte auch Hofmann nicht umsetzen. Und das trotz mehrmaligen Versuchen und Absichtserklärungen - auch schon vor Hofmanns Zeit im Vorstand.
„Bei den jeweiligen Versuchen war eben nie der richtige Zeitpunkt. Oft lag es auch an den handelnden Personen. Aktuell pflegen wir zu den Kollegen ein außerordentlich gutes persönliches Verhältnis und bringen sogar Dinge gemeinsam auf den Weg. Und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem es am Bankenplatz Ehingen eine starke Genossenschaftsbank geben wird. Ich denke, dass das noch in diesem Jahrzehnt passieren wird. Aktuell gibt es aber keine Fusionsgespräche“, sagt Hofmann, der sich darauf freut, seinen Job an seinen Nachfolger Daniel Staiger übergeben zu können. „Mit Daniel Staiger und Martin Traub sind exakt die richtigen Leute am Ruder“, so Hofmann.
Komisches Gefühl
Beim Blick auf seinen nahenden Abschied beschleicht den Banker dennoch „ein komisches Gefühl“. „Ich bin aktuell mit einer inneren Unruhe beseelt. Klar habe ich das berühmte lachende und weinende Auge. Ich war 40 Jahre Genossenschaftsbanker mit voller Überzeugung - und davon fast 20 Jahre im Vorstand. Ich kann aber ein bestelltes Haus hinterlassen“, so Hofmann, der sich auf den neuen Lebensabschnitt freut.
„Sport treiben, Reisen, Skifahren und vieles mehr. Ich werde im Februar in den Skiurlaub gehen, werde ein Pink-Konzert und ein Konzert von Bruce Springsteen besuchen und natürlich zum Ehinger Marktplatz Open-Air gehen. Und im Oktober werde ich mit meiner Freundin eine Rundreise durch Indien machen. Ich finde, das Taj Mahal sollte jeder mal gesehen haben.“ Zudem möchte Hofmann seine Kochkünste in einem Kochkurs verfeinern, mehr Karaoke singen und in Stockholm das Abba-Museum besuchen. „Im ersten Jahr meines Ruhestandes wird es mir nicht langweilig“, sagt Hofmann und lacht.