Nach 20 Jahren im Bankvorstand: Klaus Hofmann geht in den Ruhestand – und will eine Fusion

SWP Ehingen: 21.12.2023

Klaus Hofmann war Vorstand dreier Banken ohne einmal gekündigt zu haben: Nach 20 Jahren an der Spitze geht der 61-Jährige in den Ruhestand – und hat eine klare Vorstellung, mit welcher Bank sein Institut noch in diesem Jahr fusionieren sollte.

Wenn Klaus Hofmann vor Weihnachten seinen Schreibtisch verlässt, ist es ein Abschied für immer: Wenn das neue Jahr beginnt, werden nicht mehr Zahlen, Bilanzen und Kredite den Alltag des 61-Jährigen prägen, sondern Kochen, Sport und Reisen. Das einzige Bruce-Springsteen-Konzert in Deutschland im Sommer steht auf der Liste des Vorstands der Ehinger VR-Bank Alb-Blau-Donau, eine Reise nach Indien mit seiner Lebensgefährtin und ein Trip nach Stockholm, wo der leidenschaftliche Abba-Fan mit Freunden ins Museum der Band pilgern wird. Soviel fürs Erste, was danach kommt, weiß er noch nicht. „Ich möchte es einfach genießen, wenn der Tag ohne berufliche Verpflichtungen losgeht“, sagt Hofmann.

Erste Lebensjahre in Allmendingen

Hofmann lebt seit seinem zwölften Lebensjahr in Ulm – doch seine ersten Jahre verbrachte er in Allmendingen, ist für zwei Jahre auch aufs Ehinger Gymnasium gegangen. Dann aber zog die Familie um. „Mein Papa hat im hohen Alter von 40 Jahren einen neuen Beruf begonnen“, sagt Hofmann. Aus dem Schreiner wurde ein Heilerziehungspfleger. Auch wenn seine Mutter als Friseurin Behinderten die Haare schnitt und seine Schwester Altenpflegerin wurde: Hofmann widerstand der Versuchung, einen sogenannten sozialen Beruf zu ergreifen. „Ich habe in frühester Jugend festgestellt, dass die Arbeit sehr belastend sein kann“, sagt Hofmann. Auch der Verlockung eines Germanistik-Studiums erlag er nicht und begann über die Ulmer Volksbank ein Studium auf einer Berufsakademie, bevor er als Diplom-Betriebswirt seine ersten Sporen im Firmenkundengeschäft verdiente.

Eine Bank, drei Namen

Fast 20 Jahre lang war Hofmann Vorstand einer Bank, die wie fast alle Genossenschaftsbanken heute anders heißt als früher – Hofmann war deshalb, wenn man so will, Vorstand von drei Banken, ohne einmal gekündigt zu haben: 2004 wurde er Vorstand der Raiffeisenbank Hochsträß mit Sitz in Oberdischingen, 2008 fusionierte das kleine Institut mit der Ehinger Raiffeisenbank zur Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß, die wiederum 2021 mit der Volksbank Blaubeuren zur VR-Bank Alb-Bau-Donau wurde.

„Fast schon ein Naturgesetz“

Flüsse spenden Leben, stehen für die Lebenskraft von Regionen und prägen ihren Charakter. Geht es nach Klaus Hofmann, darf gern auch die Iller dazu kommen. „Wir sind in keinerlei Fusionsgesprächen“, betont er mit Blick auf die zweite Genossenschaftsbank in Ehingen, die Donau-Iller-Bank. Was ihn nicht hindert zu denken. „Es ist fast schon ein Naturgesetz, wenn beide Ehinger Genossenschaftsbanken zueinanderfinden“, sagt Hofmann. Doch ließ man die Hochzeit aufgrund von, wie heißt es so schön, unüberbrückbarer Differenzen, erst mal platzen. Die Raiba Ehingen-Hochsträß hat sich zwischendurch die kleine Blaubeurer Volksbank geangelt. Und doch sind beide Ehinger Genossenschaftsbanken füreinander bestimmt, wenn man Hofmann zuhört: „Ich gehe davon aus, dass zumindest in diesem Jahrzehnt noch beide Banken zusammenkommen.“

Prognose: Noch in diesem Jahrzehnt fusionieren beide Ehinger Banken

Die Vorstände beider Häuser, das weiß man als Beobachter, scheinen jedenfalls recht gut miteinander klarzukommen. „In der heutigen Zeit ist es doch wichtig, dass die Genossenschaftsbanken die Reihen schließen“, sagt Hofmann.

Dass es in Ehingen nicht nur eine Filiale der Kreissparkasse, sondern auch zwei Genossenschaftsbanken gibt, ist ein klares Zeichen für den Wohlstand der Region – eine Spielwiese, die groß genug für beide VR-Banken ist. „Die Konkurrenz hat sicher auch dazu geführt, dass es zwei leistungsfähige Institute in Ehingen gibt“, sagt Hofmann über die Genossenschaftsbanken.

Hofmann: Genossenschaftsbanken und Sparkassen haben die Wirtschaft gerettet

Die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen sind es aus Hofmanns Sicht, die in Deutschland die größte Wirtschaftskrise der damaligen Nachkriegszeit gemeistert haben: Die Folgen der Finanzkrise, die auch Hofmann schlaflose Nächte beschert hat. „Das war eines der einschneidendsten Erlebnisse meiner Berufslaufbahn. Es gab klar die Gefahr eines Banken-Runs“, also einer Panik, in der, sehr vereinfacht gesagt, die Leute ihr Geld von der Bank holen, die daraufhin nicht mehr handlungsfähig ist und keine Kredite mehr vergeben kann – das Ende des Wirtschaftens.

Jedenfalls war die Lage ernst genug, dass die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzminister Peer Steinbrück vor die Kameras traten, um den Bürgern zu sagen, ihre Spareinlagen seien sicher. „Die Gefahr, dass die Leute durchdrehen, war auch bei uns latent vorhanden“, sagt Hofmann. „Die Landesbanken hatten Probleme, die großen Institute sind den Unternehmen nicht beigestanden“, sagt Hofmann. Sparkassen und Genossenschaftsbanken seien es gewesen, die den Mittelstand unterstützt hätten.

Schon früh Erfahrung mit Krisen

Erfahrung mit Krisen musste er schon bei seiner ersten Vorstandsposition in Oberdischingen machen. Seine Vorgänger hatten sich mit Kreditgeschäften verhoben, die Bank war schon im Visier der Bankenaufsicht, der eigene Bankenverband der Genossenschaftshäuser machte Druck, forderte einen Sanierungsplan. Folglich musste Hofmann sich in Markbronn, einem Stadtviertel von Blaustein, der Bevölkerung stellen, die nicht eben begeistert war, dass ihre Bank vor Ort schließen soll. „Die hatten dafür nur begrenzt Verständnis“, sagt Hofmann.

Doch die Vehemenz hat zugenommen, bestätigt Hofmann mit Blick auf Kirchen. Dort stellte er sich in diesem Jahr mit seinem Vorstandskollegen Martin Traub der Öffentlichkeit, die ihren Geldautomaten behalten wollte – und dafür auf die Barrikaden ging. Ein sichtlich erzürnter Hofmann wehrte sich gegen Anschuldigungen, die Vorstände seien „Raubtierkapitalisten“ und würden die Würde der Alten gefährden, derbe Beleidigungen unter die Gürtellinie fielen auch, am Telefon – wobei der allergrößte Teil des Protests in Kirchen sachlich, manierlich und konstruktiv war. Man einigte sich auf die Geldausgabe in der Bäckerei Knöpfle und einen Bargeld-Bringdienst für Ältere. „10 bis 15 Mal pro Monat wird Geld in der Bäckerei abgehoben“, sagt Hofmann, der Bargeld-Bringservice sei seit dem Spätsommer nur zwei oder drei Mal genutzt worden. „Das ist alles wieder ein bisschen versöhnlich“, sagt Hofmann mit einem milden Zug im Gesicht. Hofmanns Nachfolger Daniel Staiger wird mit seinem Vorstandskollegen Traub Anfang des kommenden Jahres wieder nach Kirchen fahren, um über die Bargeldversorgung der Kirchener zu sprechen.

Klaus Hofmann ist dann in der passiven Phase der Altersteilzeit. Und freut sich auf Abba.

Aus zwölf wurde sechs

Als Klaus Hofmann vor fast 20 Jahren Bankvorstand der Raiffeisenbank Hochsträß in Oberdischingen wurde, gab es im Alb-Donau-Kreis noch zwölf Genossenschaftsbanken, erinnert er sich. Mittlerweile sind es noch sechs – der Markt erforderte aus Sicht der Geldhäuser eine Konzentration. Folgende Genossenschaftsbanken gibt es – noch – im Landkreis: die Raiba Niedere Alb mit Sitz in Langenau, die Volksbank Alb (Langenau), die Filialen der Ulmer Volksbank sowie Raiffeisenbank Berghülen – und die beiden Ehinger Banken: die Donau-Iller Bank und die VR-Bank Alb-Blau-Donau, deren Vorstand Klaus Hofmann jetzt in Rente geht. Experten gehen von einer weiteren Konzentration der Genossenschaftsbanken aus. Es gilt Beobachtern zufolge als sehr unwahrscheinlich, dass es in zehn Jahren noch sechs eigenständige Genossenschaftsbanken im Landkreis gibt.

Klaus Hofmann, einer der beiden Vorstände der VR-Bank Alb-Blau-Donau, scheidet aus dem Berufsleben. © Foto: Martin Tröster