Bargeld in der Bäckerei — das gibt es für Kunden der VR Bank Alb–Blau–Donau ab 1. September in der Bäckerei Knöpfle im Ehinger Teilort Kirchen. Damit reagiert die Ehinger Genossenschaftsbank auf die heftige Kritik, die seit Wochen auf das Kreditinstitut einprasselt. Grund dafür war, wie mehrfach berichtet, die Schließung der Filiale in Kirchen samt Abbau des dortigen Geldautomaten.
Zwei Lösungen
Schon bei der „Krisensitzung“ mit Bürgerinnen und Bürgern aus Kirchen im Proberaum der Turnhalle Mitte Juni haben die beiden Bankvorstände Martin Traub und Klaus Hofmann zwei Lösungen vorgeschlagen, wie die Kunden der Bank künftig in Kirchen zu Bargeld kommen können.
Zum einen bietet die Bank seit dem 1. Juli einen mobilen Bringdienst für Bargeld an. „Hier haben wir aber so gut wie keine Nachfrage. Lediglich zwei bis drei Mal haben Kunden aus Kirchen diesen Bringdienst bisher in Anspruch genommen“, erklärt Klaus Hofmann und fügt hinzu: „Die Leute wissen sich schon zu helfen. Wer zum Einkaufen, zum Arbeiten oder zum Arzt nach Ehingen muss, holt sich dort dann auch sein Bargeld in der Stadt ab.“
Bis zu 200 Euro können am Tag abgehoben werden
Wer das aber nicht möchte oder kann, hat ab dem 1. September nun die Möglichkeit, Bargeld bei der Bäckerei Knöpfle in Kirchen direkt an der Kasse abzuholen. Dieses Projekt haben die Bänker am Mittwochmorgen zusammen mit Kirchens Ortsvorsteher Roland Hess und Jürgen Knöpfle präsentiert. „Dieser Service richtet sich hauptsächlich an Kunden, die weniger mobil sind“, erklärt Martin Traub. Dabei sei laut Traub das Angebot in der Bäckerei „nicht als Bankersatz“ zu verstehen.
„Es ist lediglich eine Möglichkeit, geringe Mengen an Bargeld, verbunden mit einem Einkauf in der Bäckerei, abzuheben“, sagt Traub. Bis zu 200 Euro pro Tag können demnach Kunden der VR Bank Alb–Blau–Donau in der Bäckerei abheben, zwingend notwendig dafür sind neben einem Einkauf auch eine EC–Karte. „Die Kundinnen und Kunden müssen bei der Bäckerei einkaufen. Nur Geld abheben geht nicht“, macht Traub deutlich. Dabei sei es egal, ob die Kundinnen und Kunden ihre Bäckerei–Ware bar oder mit Karte bezahlen. „Abheben kann nur, wer auch was kauft“, so Traub.
Für Bäcker Jürgen Knöpfle ist das Angebot, in seiner Bäckerei nun künftig auch Bargeld abheben zu können, ein zusätzlicher Service, der vielleicht sogar die Frequenz erhöht. „Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir nicht unbegrenzt Geld da haben. Wenn das Bargeld weg ist, ist es weg“, erklärt Knöpfle.
„Win–Win–Win“-Situation
Für Martin Traub ist der neue Service in der Bäckerei indes eine „Win–Win–Win“-Situation. „Zum einen für die Kunden aus Kirchen, zum anderen für uns als Bank und natürlich auch für die Bäckerei“, sagt Traub. Die Infrastruktur wie beispielsweise das Kartenlesegerät für die Transaktion habe die Bank der Bäckerei zur Verfügung gestellt. „Die Kosten dafür sind gering. Das ist kein Vergleich zu den Kosten, die wir für einen Bargeldautomaten zu tragen hätten“, erklärt Traub, während sein Vorstandskollege Klaus Hofmann nochmals die Gründe deutlich macht, warum die VR Bank Alb–Blau–Donau die Geschäftsstelle und den Automaten schließen musste.
„Es sind ganz einfach wirtschaftliche Gründe. So ein Geldautomat ist mit hohen Kosten verbunden. Er ist erst einigermaßen kostendeckend, wenn mehr als 40.000 Transaktionen pro Jahr stattfinden. Der in Kirchen lag nun unter 10.000. Zudem wurde uns, wie mehrfach schon erwähnt, auch die Internetleitung gekündigt, was einen hohen Investitionsaufwand bedeutet hätte.“
Andere Ziele
Kirchens Ortsvorsteher Roland Hess, der sich in den vergangenen Monaten immer stark für einen Verbleib des Geldautomaten in Kirchen eingesetzt hatte, hat weiterhin seine eigene Meinung zu diesem Thema. „Zufrieden können wir in Kirchen mit dieser Lösung nicht sein. Wir hatten mit unserem Widerstand andere Ziele. Auf der anderen Seite glaube ich, dass die Bank auch nicht so weit gegangen wäre, hätten wir uns nicht gewehrt“, betont Hess und sagt: „Diese Lösung befriedigt mich nicht, sie ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Die VR Bank–Alb–Blau–Donau hat zudem versucht, in Seißen eine ähnliche Lösung wie in Kirchen anzubieten (auch dort wurde der Geldautomat geschlossen), doch hier gab es laut Vorstand keine Kooperation mit dem dortigen Handel. „Generell lässt sich aber sagen, dass Geld abheben in Bäckereien oder Metzgereien auf dem Land immer mehr als Dienstleistung von Genossenschaftsbanken angeboten wird“, sagt Traub.
Für Bäcker Jürgen Knöpfle beginnt also ab 1. September nun auch das Thema Geld abheben in seiner Filiale. „Wir schauen jetzt einfach mal, wie das angenommen wird. Für uns ist das kein großer Mehraufwand. Karte durchziehen und fertig.“
Geöffnet hat die Bäckerei in Kirchen Montag, Dienstag, Freitag und Samstag jeweils von 7 bis 10.30 Uhr.