Die VR Bank Alb-Blau-Donau hat das erste Jahr ihrer Fusion erfolgreich hinter sich gebracht. Die Verschmelzung zwischen der Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß und der Volksbank Blaubeuren ist laut den Vorständen somit geglückt. Die Bilanzsumme liegt mittlerweile bei rund 1,01 Milliarden Euro, das betreute Kundenvolumen hat die Zwei-Milliarden-Grenze geknackt.
„Mit einer Bilanzsumme von mehr als einer Milliarde Euro haben wir unser erstes gemeinsames Ziel durch die Fusion erreicht“, erklärt Vorstand Alfons Seeburger, der am Dienstag zusammen mit seinen Vorstandskollegen Klaus Hofmann, Martin Traub und Frank Stegner das Zahlenwerk der Ehinger Genossenschaftsbank präsentierte. So sei vor allem die Entwicklung der Kundenkredite mit einer Steigerung von 5,7 Prozent sehr erfreulich gewesen. „Wir leben in einer prosperierenden Region, die natürlich auch von der Liebherr-Konjunktur abhängig ist“, sagt Klaus Hofmann, dessen Vorstandskollege Martin Traub betont: „Wir haben ein bewegtes Jahr hinter uns. Corona, Lockdown und Fusion waren nicht einfach. Unser Höhepunkt war natürlich die Eintragung der Fusion am 4. Oktober. Beide Häuser haben sehr gut zusammengefunden.“
Dass ein Fusionsjahr alles andere als einfach ist, das betonen alle vier Vorstände der Bank. Gerade für die Mitarbeiter würden bei einer Fusion teilweise Dreifachbelastungen vorhanden sein, zudem koste eine Fusion auch immer Geld. So muss beispielsweise die übernehmende Bank, in diesem Fall die Raiba Ehingen-Hochsträß, Grunderwerbssteuer für die Immobilien der anderen Bank zahlen, hier werden schnell mehr als 200 000 Euro fällig. „Insgesamt hat uns die Fusion bis jetzt rund 700 000 Euro gekostet“, erklärt Alfons Seeburger. Der Provisionsüberschuss von rund 6,3 Millionen Euro der Bank liege laut Traub vor allem am florierenden Haus- und Wohnungsbau im abgelaufenen Geschäftsjahr. „Viele haben sich den Traum von den eigenen vier Wänden noch verwirklichen können. Wir haben hier auch mit langen Zinsbindungen für viel Sicherheit gesorgt“, sagt Traub.
Dass sich das in den vergangenen Monaten nun verändert hat, bestätigt Klaus Hofmann. „Dieses Jahr haben wir nun einen massiven Anstieg der Kreditzinsen. Für viele ist dadurch der Traum vom Eigenheim geplatzt. Die Leute geben ihre Bauplätze zurück, was an der Verdreifachung des Bauzinses und den weiterhin enorm hohen Baukosten liegt“, so Hofmann. Banken wie auch potenzielle Kreditnehmer würden sich daher in einer Art Übergangsphase befinden. „Dennoch macht es weiterhin Sinn, in den privaten Wohnungsbau zu investieren, wenn das entsprechende Eigenkapital vorhanden ist“, sagt Hofmann.
Allgemein spüre die Bank aber, dass aktuell die Nachfrage nach Baukrediten abnimmt. „Viele sind eben aus mehreren Gründen nicht mehr in der Lage, ihr Vorhaben durchzuziehen“, betont Traub. Für Alfons Seeburger muss wieder eine Zeit kommen, in der der Immobilienmarkt wieder planbarer wird. „Wir waren auch verwöhnt von der Niedrigzinsphase. Viele haben dadurch einfach auch größer gebaut“, so Seeburger. Wie sich der Markt weiterentwickelt, darüber kann Klaus Hofmann indes auch nur spekulieren. „In den vergangenen 20 Jahren gab es bei den Immobilienpreisen nur eine Richtung - nämlich nach oben. Und seit zehn Jahren wird eine Immobilienblase herbeigeredet, die es nicht gab. Jetzt haben wir vielleicht ein Bläschen. Die Frage ist nur, ob dieses Bläschen platzt, oder ob man hier vorsichtig die Luft rauslassen kann.“
Bei den gewerblichen Kunden der Bank sieht die Lage derzeit gut aus. Manche Kunden würden natürlich auch unter Materialknappheit und den Lieferketten leiden, viele hätten aber ihre Lager vorsorglich gefüllt. Auch Corona-Nachwehen, so die Banker, seien aktuell kaum zu spüren. „Ich befürchte nur, dass die Corona-Lage wieder anzieht. Das spüren wir aktuell schon bei unseren Mitarbeitern. Hier nehmen die Fälle wieder zu“, sagt Hofmann, der bei seinen Kunden aus der Gastronomie aber spürt, dass dort wieder „alle richtig zu tun“ haben.
Wie die Bank mit dem Krieg umgeht, macht Hofmann indes sehr deutlich: „Der Krieg treibt die Inflation und die Zinsen. Unsichere Zeiten waren für das Banking noch nie gut.“ Beim Thema Verwahrentgelt richtet sich die VR Bank Alb-Blau-Donau weiterhin an die Empfehlungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei gewerblichen Kunden liegt die Grenze weiter bei 250 000 Euro, bei Privatkunden bei 50 000 Euro. „Wir gehen aber davon aus, dass das Verwahrentgelt in der zweiten Jahreshälfte Geschichte wird“, sagt Hofmann.
Für Frank Stegner ist vor allem wichtig, dass die Fusion die neue Bank auf einen guten Weg gebracht hat. „Wir haben Standorte optimiert, die Mitarbeiter sind guter Dinge und wir haben Synergie-Effekte“, so Stegner. Sein Kollege Klaus Hofmann macht aber auch deutlich: „Eine Fusion ist immer auch eine Schinderei für die Mitarbeiter. Jetzt wollen wir alle mal durchschnaufen. Klar ist uns aber auch, dass die VR Bank Alb-Blau-Donau so nicht die nächsten 25 Jahre existieren wird. Aber aktuell gibt es keine konkreten Fusionsbemühungen.“
Die Mitgliederversammlung der Bank wird dieses Jahr zwischen dem 25. und 27. Juli wieder virtuell stattfinden. „Bei nun fast 16 000 Mitgliedern werden wir nun den Antrag auf eine Vertreterversammlung stellen. Es wird dann eine Vertreterliste aufgestellt, die von den Mitgliedern gewählt wird“, sagt Martin Traub.