VR Bank spürt deutlichen Rückgang bei Kreditnachfrage

SZ Ehingen: 16.07.2024

Bis zu 40 Prozent weniger Kredite für Neubauten verzeichnet die VR Bank Alb-Blau-Donau. Damit spürt sie bei ihren Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 die Delle auf dem Bau.

 

Es sind gute Zahlen, die die beiden Vorstandsmitglieder Martin Traub und Daniel Staiger am Dienstag präsentieren können. Dass aber das Umfeld und die Rahmenbedingungen für die Banken immer schwieriger werden - daraus machen die beiden Vorstände keinen Hehl bei der Präsentation ihrer Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023.

"Das Ende der Pandemiebeschränkungen, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und weiterhin unterbrochene Lieferketten haben deutliche Auswirkungen auf unser Tagesgeschäft gehabt", erklärt Daniel Staiger, der seit dem 1. Januar im Vorstand der Bank sitzt. All das führe laut Staiger zu "ungünstigen Rahmenbedingungen für Investitionsvorhaben". Hinzu komme, dass die Inflationsrate in Deutschland weiterhin hoch ist. "Die Tendenz hier ist aber fallend", betont Staiger. Kostensteigerungen vor allem im Bausektor seien weiterhin schwierig für investitionsfreudige Kunden, ebenso die Tatsache, dass kurzfristige politische Entscheidungen wie der Stopp von Fördermitteln Kunden abschrecken würden. "Eine Zinssteigerung hat immer zwei Seiten. Wer Geld braucht, bekommt Probleme, wer Geld anlegen möchte, hat wieder Spaß daran", erklärt Staiger, der dem weiterhin volatilen Aktienmarkt aber ein deutliches Plus auf Jahressicht bescheinigt.

Kreditnachfrage sinkt

Bitter hingegen ist der Blick auf die Kreditnachfrage für den klassischen Bau von Einfamilienhäusern in der Region. "Hier haben wir einen Rückgang von rund 40 Prozent. Das liegt natürlich zum einen an der Vervierfachung der Zinsen, zum anderen aber auch an den hohen Preisen auf dem Bau", so Staiger. Martin Traub betont in diesem Zusammenhang, dass es zwischen September 2019 und dem Jahr 2024 eine Zinserhöhung um rund 4,5 Prozent gegeben hat.

Mehr Immobilien auf dem Markt

Gedreht hat sich dadurch laut den beiden Vorständen auch der Markt der Bestandsimmobilien in der Region. "Es sind wieder mehr Immobilien auf dem Markt, die dort auch länger angeboten werden. Während der Niedrigzinsphase gab es praktisch kein Angebot, weil die meisten Häuser schnell unter der Hand verkauft wurden", betont Staiger.

Nun eben gehen beide Banker davon aus, dass vor allem ältere Häuser weitaus günstiger als bisher angeboten werden müssen. "Diese sollten dann ja auch energetisch saniert werden. Da liegt man schnell bei 300.000 Euro oder mehr für eine Sanierung", so Staiger. So hat sich das betreute Kundenkreditvolumen der Bank von rund 905 Millionen Euro im Jahr 2022 auf rund 895 Millionen Euro im Jahr 2023 verringert. Mut macht der VR Bank hier aber der "Hoffnungsschimmer", dass die Zinsen wieder leicht sinken und die Preise angepasst werden.

Blickt man auf das betreute Kundenanlagenvolumen der Bank mit der Krone, ist eine Steigerung von rund 1,23 Milliarden im Jahr 2022 auf nun 1,28 Milliarden zu sehen. Das betreute Kundenvolumen der Ehinger Genossenschaftsbank liegt nun bei 2,175 Milliarden Euro (2,141 waren es im Jahr 2022). Die Bilanzsumme konnte um zwei Prozent auf 1,060 Milliarden Euro gesteigert werden, das bilanzielle Eigenkapital rangiert bei rund 108 Millionen Euro. "Wir haben zudem ein starkes Wertpapiergeschäft", erklärt Martin Traub, der sagt, dass beim Zinsüberschuss, der um 11,7 Prozent gesteigert werden konnte, natürlich die Zinswende geholfen habe. Onlinebanking nutzen mittlerweile rund 70 Prozent der Kunden, einen leichten - demografisch bedingten - Rückgang der Mitgliederzahlen von 15.726 auf 15.623 verzeichnete die Bank ebenfalls. Für das Jahr 2023 wird die VR Bank Alb-Blau-Donau eine Dividende von drei Prozent an die Mitglieder ausschütten. Durch Gespräche, vor allem mit jüngeren Kunden, will die Bank wieder mehr Mitglieder für das Genossenschaftsmodell gewinnen.

Das Jahr 2023 war zudem geprägt von Personalwechseln. So schied Vorstandsmitglied Frank Stegner zum 31. März aus und Vorstandsmitglied Klaus Hofmann verabschiedete sich zum 31. Dezember in den Ruhestand, ihm folgte zum 1. Januar dann der Ehinger Daniel Staiger - ein Genossenschaftler durch und durch.

In Sachen Veränderung der Filialstruktur sei ebenfalls wieder Ruhe eingekehrt, der Bargeld-Bringservice sei kaum genutzt worden, dafür aber das Angebot, beim Bäcker in Kirchen Geld abzuheben.

Große Probleme hingegen habe die Bank - wie alle anderen auch - mit der Regulatorik, die weiterhin zunimmt. "Es ist extrem, was uns da alles aufgebürdet wird", ärgert sich Traub. Neu einführen möchte die Bank noch in diesem Jahr eine Videoberatung.

Die Generalversammlung der VR Bank Alb-Blau-Donau wird in diesem Jahr nicht wie üblich im Sommer stattfinden, sondern erst am Mittwoch, 16. Oktober, in der Ehinger Lindenhalle. "Hintergrund ist, dass der Prüfungsvorstand einige Fusionsbanken zu prüfen hat und daher erst später als gewohnt mit unserer Prüfung anfangen konnte. Deswegen haben wir uns für den Oktober entschieden. Da ist es dann auch nicht so heiß", erklärt Traub.

Insgesamt beschäftigt die Bank aktuell 124 Mitarbeiter (zwei weniger als im Jahr 2022) und hat 32.048 Konten, 21.975 davon haben einen Online-Zugang. Für das laufende Jahr plant die Genossenschaftsbank zudem noch die Einführung eines neuen Unternehmensleitbilds.

Die beiden Vorstände Daniel Staiger (links) und Martin Traub präsentieren gute Zahlen für die VR Bank Alb-Blau-Donau. (Foto: Götz)