Die Fusion steht bevor

SWP Ehingen, 27.05.2021

Eine neue Bank formiert sich in der Region. Ende Juni entscheiden die Mitglieder, ob die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß und die Volksbank Blaubeuren zur neuen VR-Bank Alb-Blau-Donau verschmelzen.

Wollen sich zusammenschließen (von links): Alfons Seeburger und Frank Stegner von der Volksbank Blaubeuren und Klaus Hofmann und Martin Traub von der Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß. © Foto: Bernhard Raidt

Die Vorarbeiten laufen auf Hochtouren, Ende Juni werden die Mitglieder die Entscheidung fällen: Die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß und die Volksbank Blaubeuren planen weiter ihre Fusion, unter dem Namen VR Bank Alb-Blau-Donau soll das neue Institut an den Start gehen.

Gemeinsam haben die beiden Institute am Mittwoch nun ihre Bilanzen präsentiert – mit ähnlichen Tendenzen: Die Corona-Krise hat längst nicht zu dem befürchteten Horror-Szenario geführt, große Kreditausfälle und Insolvenzen sind nicht zu beklagen. Weder im Geschäfts- noch im Privatkundenbereich sei es zu nennenswerten Einbrüchen gekommen, berichtete Bankvorstand Klaus Hofmann von der Raiffeisenbank; zufrieden zeigte sich auch Vorstandsmitglied Alfons Seeburger von der Volksbank Blaubeuren. Nicht nur viele  Industriebetriebe, sondern auch der Immobilienmarkt in der Region erwiesen sich als äußerst robust.

Bilanzsummen gesteigert

Beide Institute haben ihre Bilanzsummen gesteigert, auch das betreute Kundenvolumen inklusive des Verbundgeschäfts ist gestiegen. Ebenso ist die Eigenkapitalquote beider Banken gewachsen, die Volksbank Blaubeuren ist mit rund 33 Millionen Euro im landesweiten Vergleich sogar überdurchschnittlich gut ausgestattet. „Eine attraktive Braut“, befand Klaus Hofmann. Aber auch als Bräutigam sei die Ehinger Bank sehr attraktiv, befand sein Vorstandskollege Martin Traub. Das bestätigte Frank Stegner, Vorstandssprecher der Blaubeurer Bank. Denn die Kundenkredite in Blaubeuren sind rückläufig, die der etwa dreimal größeren Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß steigen dagegen. Große Baugebiete und eine boomende Industrie im Raum Ehingen lassen die Nachfrage nach Darlehen wachsen. Die  Fusion biete der Blaubeurer Bank deshalb ideale Voraussetzungen, um gute Anlagemöglichkeiten zu finden, sagte Stegner. Die Fusion sei der richtige Schritt für die mehr als 150 Jahre alte Blaubeurer Bank. Zusammen ist man stärker – die Banken haben schon einmal ihre Zahlen zusammengerechnet. Wenn die Fusion klappt, könnte die Bilanzsumme bei rund einer Milliarde Euro und das Eigenkapital bei rund 100 Millionen Euro liegen – die Vorstände zeigten sich zuversichtlich, zusammen diese Marken knacken zu können. Probleme im aktuellen Bankgeschäft? Von der „Zinsfalle“ sprach Bankvorstand Hofmann – die Zinspolitik lässt das traditionelle Geschäft erodieren. Sowohl die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß als auch Volksbank Blaubeuren erheben ebenfalls „Verwahrentgelte“, also Negativzinsen von 0,5 Prozent. Dies betrifft Firmenkunden ab 250 000 Euro und wenige private Kunden mit mehr als 100 000 Euro auf dem Girokonto. Damit würden nur die Zinsen weitergegeben, die die Banken selbst bezahlen müssten, wenn sie das Geld bei ihren Dachinstituten einlagern, sagt Hofmann, verdient sei daran nichts. Beide Institute haben in den vergangenen Jahren wie andere Banken auch ihre Gebühren erhöht – und beide suchen nach alternativen Verdienstmöglichkeiten. Die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß investiert etwa in Fachmarktzentren, die Volksbank Blaubeuren in Wohnungen. Von Montag bis Freitag, 21. bis 25. Juni, finden nun die virtuellen Mitgliederversammlungen der Banken statt, dabei sollen alle Fragen beantwortet werden. Am Ende stimmen die Mitglieder online über die Fusion ab. Beide Banken wollen übrigens eine Dividende zahlen.

Zusammenarbeit schon jetzt

Ein Arbeitsplatzabbau ist nicht geplant, insgesamt 151 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit soll das
neue Institut dann haben, 113 kommen von der Raiffeisenbank, 38 von der Volksbank. Schon jetzt gibt es eine Zusammenarbeit, Blaubeurer Kunden werden etwa telefonisch vom Kunden-Servicecenter der Ehinger Bank in Pappelau mit bedient. Bei den Bank-Filialen hat die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß bereits 2020 Öffnungszeiten reduziert und eine Zweigstelle geschlossen, weitere Schritte sind nicht geplant. Die Volksbank Blaubeuren hat Corona-bedingt ihren Service auf Blaubeuren und Wippingen konzentriert, wie es danach weitergeht, müsse überprüft werden, sagt Stegner. Auch wenn nun die Fusion kommen sollte – es bleibt spannend, wie sich die Bankenbranche in der Region entwickelt. Die schwierigen Bedingungen werden sich auf absehbare Zeit nicht ändern, so die Experten. Der Druck, sich zusammenzuschließen, bleibe hoch.  

Zusammen mehr als 15 000 Mitglieder: Die Zahlen der beiden Banken

Raiffeisenbank Ehingen- Hochsträß

Bilanzsumme 2020 rund 754 Millionen Euro (2019: rund 691 Mio.), Kundenkredite rund 470 Millionen Euro (plus 5,9 Prozent), betreutes Kundenvolumen inklusive Verbundgeschäft rund 1,5 Milliarden Euro (plus 7,5 Prozent),
Eigenkapital rund 63,5 Millionen Euro (plus 4,3 Prozent), Zinsüberschuss rund 11,3 Millionen
Euro (minus 4 Prozent), Jahresüberschuss 1,1 Million Euro (minus 17,6 Prozent).

Volksbank Blaubeuren

Bilanzsumme 2020 rund 213,5 Millionen Euro (2019: rund 202 Mio.), Kundenkredite rund 111 Millionen Euro (minus 2,2 Prozent), betreutes Kundenvolumen inklusive Verbundgeschäft
rund 402 Millionen Euro (plus 5,4), Eigenkapital rund 33 Millionen Euro (plus 2,9
Prozent) Zinsüberschuss rund 3,4 Millionen (minus 10,4 Prozent), Jahresüberschuss 322 000 Euro (minus 15,5 Prozent).

Alb-Blau-Donau-Bank

Die neue Bank soll 18 Geschäftsstellen und 15 621 Mitglieder haben, Bilanzsumme:
960 Mio. Euro.