Eins plus eins ist jetzt eins

SWP Ehingen, 28.06.2021

Aus der Raiba Ehingen-Hochsträß und der Volksbank Blaubeuren wird im Herbst die „VR Bank Alb-Blau-Donau“. Mehr Möglichkeiten für Firmenkredite.

Am Ende war es nur ein Vollzug. Doch ohne Spannung sind solche Generalversammlungen grundsätzlich nicht, immerhin geht es um eine Hochzeit, in diesem Fall: um die Fusion zweier Geldhäuser. Seit Freitagabend ist es nun offiziell: Die Volksbank Blaubeuren und die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß vereinigen sich zur „VR-Bank Alb-Blau- Donau“ (wir berichteten aktuell). Die Mitglieder beider Häuser haben „Ja“ gesagt. Zumindest die allermeisten.

Es war von langer Hand vorbereitet worden, erst Ende Mai hatten beide Geldhäuser gemeinsam ihre Bilanzen vorgestellt. Am Freitag haben 93 Prozent der Mitglieder der kleineren Bank aus Blaubeuren „Ja“ gesagt, in Ehingen waren es 81 Prozent. Ein Ergebnis, das den Ehinger Vorstand Klaus Hofmann einräumen ließ, man hätte sich doch etwas mehr gewünscht. Und dennoch: Er sei „froh und erleichtert“, die Zustimmung erhalten zu haben. Jetzt habe man das erforderliche Quorum von mehr als 75 Prozent. Offiziell vollzogen ist die Hochzeit im Oktober. Spätestens dann dürfte der Name des Instituts auch auf Kontoauszügen und auf Kugelschreibern stehen.

Hochsträß-Vorstand Hofmannräumt ein, dass manchen Kunden die eine oder andere Filialschließung noch etwas stark im Gedächtnis sein könnten und möglicherweise hätten manche bei der Abstimmung ihrem Ärger Luft gemacht. Zum Beispiel gab es zum Jahresbeginn eine Schließung in Arnegg, wo es nur noch einen Geldautomaten gibt, aber keinen Menschen mehr am Schalter. Derartige Schritte unternehmen auch andere regionale Banken. Die Ulmer Sparkasse oder die Donau-Iller-Bank hatten lange vergebens mit der Braut in der Ehinger Bahnhofsstraße geflirtet (und umgekehrt). Nun die Fusion mit Blaubeuren. Und mit Fusionen verbinden Kunden oft die Sorge um weitere Schließungen.

Diese seien derzeit nicht geplant, betonten die Vorstände beider Banken. „Natürlich müssen
wir uns immer die Analysen anschauen“, sagt der Blaubeurer Vorstandssprecher Frank Stegner. Heißt: Wenn die Kunden nicht mehr kommen, lohnt es sich auch nicht. Und  vielerorts kommen den Analsyen zufolge weniger Kunden in die Filialen, vieles verlagert sich ins Internet – ob Überweisungen oder Kontoauszüge, sogar Aktiengeschäfte: Das meiste geht heute digital. Für die meisten jedenfalls. Oft beklagen vor allem ältere Kunden die Schließungen.

Gemeinsames Service-Center

Gemeinsam betreiben beide Banken bereits ein Service-Center in Pappelau. Dort findet heutzutage vieles statt, was früher persönlich in der Filliale stattgefunden hat: Beratung, Service. Noch einmal betonen die Vorstände: Mitarbeiter müssen wegen der Fusion nicht gehen. Viele erhielten sogar neue, spannende Perspektiven, heißt es.

Die Größe schafft neue Möglichkeiten, betonen die Vorstände beider Banken, die das neue
Haus gemeinsam führen werden. Jetzt könne man zum Beispiel Firmenkredite vergeben, die bislang für beide eine Nummer zu groß waren. Die Vorstände beider Häuser zeigten sich im Mai bei der Bilanzpressekonferenz zuversichtlich, bei der Bilanzsumme die Millardenmarke knacken zu können und beim Eigenkapital die 100-Millionen-Euro-Marke.

Auch kann sich das neue Haus jetzt eine eigene Immobilienberatung leisten. „Das hätten wir allein nicht geschafft“, sagt der Blaubeurer Vorstand Stegner. Jetzt kann das vereinigte Geldhaus für Kunden Immobilien vermitteln und vermarkten.

Ohnehin gebe es viele Arbeiten, die in einem kleinen Haus mit 30 Leuten ebenso anfielen wie in einem Haus mit 150. Zum Beispiel die Aufgaben, die die Kontrollpflichten mit sich bringen. Auch die Digitalisierung bringe für eine Bank viele (auch teure) Aufgaben mit sich, die gemeinsam besser zu Werke gebracht werden könnten. Der Blaubeurer Vorstand Frank Stegner sagt: „Viele haben verstanden, dass eine Fusion nur Vorteile bringt: Wir sind im Kleinen nicht in der Lage, diese Projekte allein durchzuführen.“

Virtuelle Generalversammlungen

Beide Generalversammlungen fanden virtuell statt: Bei der Ehinger Bank waren es beispielsweise fast bis zu 550 Mitglieder, das sind mindestens 100 Mitglieder mehr als bislang in die Lindenhalle gekommen sind. Über mehrere Tage konnten die Mitglieder online zu den einzelnen Punkten abstimmen.

Kennzahlen

Raiffeisenbank
Ehingen-Hochsträß: Bilanzsumme 2020 rund 754 Millionen Euro, Kundenkredite rund 470 Millionen Euro, betreutes Kundenvolumen inklusive Verbundgeschäft rund 1,5 Milliarden
Euro;

Volksbank Blaubeuren: Bilanzsumme 2020 rund 213,5 Millionen Euro, Kundenkredite rund 111 Millionen Euro, betreutes Kundenvolumen inklusive Verbundgeschäft rund 402 Millionen Euro,

Alb-Blau-Donau-Bank: Die neue Bank soll 18 Geschäftsstellen und 15 621 Mitglieder haben, Bilanzsumme: 960 Millionen Euro.