Die Corona-Krise beschäftigt die Ehinger Banken extrem. SZ-Redaktionsleiter Tobias Götz hat bei Daniel Staiger von der Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß nachgefragt, wie die Bank mit den Problemen der Kunden umgeht.
"Die Verunsicherung ist groß"
31.03.2020|SZ Ehingen

Die Unsicherheit bei den Firmenkunden ist derzeit enorm groß. Wie ist die Situation bei ihren Kunden und wie können die entstehenden Fehlbeträge durch Corona ausgeglichen werden?
In der jetzigen Situation ist die Verunsicherung bei unseren Kunden sehr zu spüren. Vor allem, weil im Moment die Dauer der jetzigen Situation noch nicht abzuschätzen ist. Die fehlende Liquidität kann durch die Sofortzuschüsse, Liquiditätskredite der L-Bank und der KfW-Bank sowie durch Liquiditätsmaßnahmen wie Stundung der Darlehensraten oder Erhöhung der Kontokorrent-Linie aufgefangen werden.
Welche Branchen sind bei Ihnen am meisten betroffen?
In erster Linie ist hier natürlich die Hotel- und Gastronomiegewerbe zu nennen. Aber auch andere Branchen, wie zum Beispiel der ganze Bereich um das Event-Management,
Frisöre, Fitnessstudios, Einzelhändler oder Fahrlehrer sind betroffen.
Welche Optionen hat der Privatkunde, der Probleme bekommt, seine Kredite zurückzuzahlen?
Hier bieten wir unseren Kunden an, die Raten für zunächst drei Monate auszusetzen.
Wie lange halten es Ihre Firmen nach dem derzeitigen Stand der Dinge aus, bevor Insolvenzen drohen?
Aktuell befinden wir uns in einer sehr frühen Phase der Krise. Eine seriöse Aussage lässt sich schwer treffen. Jedoch kann man schon sagen: Je länger diese Extrem-Situation anhält, umso schwieriger wird es für einzelne Branchen beziehgungsweise unsere Betriebe.
Merken Sie auch schon Liquiditätsengpässe in der Landwirtschaft?
Aktuell gibt es hier noch keine Liquiditätsengpässe. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich der Export vor allem in der Milchwirtschaft und der Schweineproduktion auswirkt. Einige Betriebe sind jedoch durch die fehlenden Saisonarbeitskräfte vor Herausforderungen gestellt.
Die Liquiditätshilfen sind zurückzahlbare Kredite. Droht dann später dadurch ein Problem?
Die Herausforderung in der aktuellen Lage liegt darin, dass die Betriebe nach der Krise in der Lage sein müssen, die aufgenommenen Liquiditätskredite zurückzuzahlen.
Zum Beispiel ist der KfW-Förderkredit zwar mit einer Haftungsfreistellung und einer zinsgünstigen Kondition versehen, jedoch muss dieser in fünf Jahren wieder getilgt sein. Also müssen wir dahingehend auch jeden Betrieb einzeln betrachten und die optimale Lösung für diesen Betrieb erarbeiten.

Die Filiale in Kirchen hat ab April nur noch zweimal pro Woche auf. (SZ-Foto: meni)