Aus Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß und Volksbank Blaubeuren wird VR-Bank Alb-Blau-Donau.
Genossenschaftsbanken planen Fusion
SZ Ehingen|06.11.2020
Regulierung, Digitalisierung, Negativ-Zinsen und demografische Entwicklung: Die Liste der Herausforderungen für Banken wird immer länger. Die Corona-Pandemie wirkt als zusätzlicher Verstärker vieler Tendenzen. Gemeinsam wollen die Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß und die Volksbank Blaubeuren in die Zukunft gehen und werden zur VR-Bank Alb-Blau-Donau mit dann 17 Filialen und einer Bilanzsumme von insgesamt 950 Millionen Euro. Im Juni 2021 sollen die jeweiligen Mitglieder zustimmen. Doch schon Anfang kommenden Jahres wird auf Ebene des Kunden-Service-Centers eng zusammengearbeitet.
Interesse bestand schon länger, aber erst das Kunden-Service-Center der Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß, in dem Bankgeschäfte seit Kurzem per Telefon erledigt werden können, hat den Stein für die Fusion endgültig ins Rollen gebracht, denn auch die Volksbank Blaubeuren hatte ähnliche Ideen. Beide Banken werden ab kommendem Jahr hier kooperieren. „Wir wollen aus einer Position der Stärke zusammengehen“, betont der Vorstand der Raiffeisenbank Ehingen-Hochsträß Klaus Hofmann am Donnerstagnachmittag im Obergeschoss der Bank in der Bahnhofstraße in Ehingen. Ihm und seinem Kollegen Martin Traub sitzen die Bankdirektoren Alfons Seeburger und Frank Stegner von der Volksbank Blaubeuren gegenüber. Auch die Aufsichtsratsvorsitzenden beider Banken sind gekommen. Man kenne sich lange, betonen beide Seiten. Und schon seit einiger Zeit ist die Volksbank Blaubeuren mit einer 150-jährigen Tradition auf der Suche nach einem Partner in der Region. Der scheint nun gefunden. „Wir sind in Blaubeuren in der besonderen Situation, dass die Entwicklung durch die Lage eingeschränkt ist“, erklärt Frank Stegner. Die Bank hat derzeit insgesamt fünf Filialen und eine SB-Filiale.
Auch in Ehingen stößt die Raiffeisenbank an Grenzen. Große Kunden wachsen manchmal schneller als die Bank. Was Kredite nicht einfacher macht, sagt Klaus Hofmann. Durch die Fusion wird sich das ändern. Beide Banken zusammen haben dann ein Eigenkapital von 93 Millionen Euro - und können auch für große Firmen in Blaubeuren interessant werden, die die Volksbank bisher nicht betreuen konnte. Denn die Bank wird damit zur drittgrößten Genossenschaftsbank in der Region nach der Volksbank Ulm-Biberach und der Ehinger Donau-Iller Bank.
Woran sich nichts ändern wird, betonen beide, ist vorerst das Filialnetz. Im Gegenteil: Beide Banken überschneiden sich in ihrem genuinen Geschäftsgebiet nur in Pappelau, wo derzeit auch das Kunden-Service-Center angesiedelt ist. „Wir freuen uns darauf, ein größeres Geschäftsgebiet bearbeiten zu können“, sagt Frank Stegner, der gerade für seine 35 Mitarbeiter auch den Vorteil sieht, dass sie sich nun in gewissen Themenfeldern spezialisieren können, was im Rahmen der eher kleinen Volksbank Blaubeuren nur bedingt möglich war. In Ehingen ist man da weiter. Die Raiffeisenbank ist als Fördermittelbank mehrfach ausgezeichnet worden.
Nach der Fusion werden insgesamt 140 Mitarbeiter bei der Bank arbeiten, Personalabbau ist nicht geplant. Im Gegenteil könnten sich sogar mehr Berater um die Kunden kümmern, weil auf dem Gebiet der Regulatorik, mit der pro Bank aktuell 13 Mitarbeiter beschäftigt sind, die Kräfte gebündelt werden, sagt Alfons Seeburger. Beratungen sollen auch weiterhin persönlich vor Ort stattfinden, betont Martin Traub. Und nicht zuletzt sparen die Banken durch die Fusion viel Geld und arbeiten effizienter.
Der Fusion voraus gehen aber noch viele organisatorische Schritte. Denn zuerst müssen auf jeder Mitgliederversammlung kommendes Jahr im Sommer jeweils mindestens 75 Prozent der Mitglieder zustimmen. Dann folgt die Fusion auf verschiedenen Ebenen. Insgesamt müssen rund 1000 Prozesse zusammengeführt werden. Nicht zuletzt müssen alle Kundendaten in ein gemeinsames Netzwerk eingespeist werden.
Klar ist allerdings schon, wie die neue Bank heißen wird: VR-Bank Alb-Blau-Donau. „Der geografische Bezug hat sich angeboten“, sagt Klaus Hofmann. Hauptsitz der Bank wird Ehingen werden.
Insgesamt machen beiden Bankenvertreter klar, liefen die Geschäfte auch während der Pandemie hervorragend. „Gebaut wird sowohl im privaten wie geschäftlichen Bereich“, sagt Klaus Hofmann.
Weitere Fusionen sind in Zukunft nicht ausgeschlossen, ergänzt Hofmann mit Blick auf die geplatzten Verhandlungen mit der Donau-Iller Bank. „Was die Zukunft in drei bis fünf Jahren mit sich bringt, können wir nicht sagen“, bleibt er aber vorsichtig. Weiterhin soll das nachbarschaftliche Verhältnis gepflegt werden.
